Von Sisir Kumar Das
Indien kennt viele Sprachen und Literaturen, jede mit ihrem besonderen regionalen Charakter und ihrer gesellschaftlichen, religiösen und kulturellen Tradition. Es gibt Sprachen, die von Millionen von Menschen in einem weit ausgedehnten Gebiet gesprochen werden, und andere, die nur wenige Tausend in abgelegenen Regionen beherrschen. Einige, wie die klassischen Sprachen Sanskrit und Pali, sind uralt, während z.B. das Urdu als Literatursprache erst im 15.Jahrhundert entstanden ist. Trotz dieser Vielfalt sind sämtliche Sprachen Teile einer übergreifenden Tradition, die als indische Literatur bezeichnet wird.
Die indischen Sprachen gehören vier Zweigen an: den indo-arischen Sprachen, die eine Gruppe der umfangreicheren indo-europäischen Sprachfamilie ist; den dravidischen Sprachen, deren Beziehung zu anderen Sprachen außerhalb Indiens noch immer im dunkeln liegt; den austrischen und den tibeto-burmesischen Sprachen, die Glieder einer größeren Sprachfamilie sind. Die Gesamtzahl der Sprachen, von denen viele von Stämmen gesprochene schriftlos sind, ist beträchtlich. Die indische Verfassung hat achtzehn Sprachen, einschließlich des Sanskrit, als “nationale Sprachen” bestätigt. Die “Sahitya Akademi” (Staatliche Literaturakademie) erkennt noch einige andere an. Mitglieder weiterer Sprachen verlangen ebenfalls Anerkennung. Daneben ist Englisch, obwohl keine einheimische Sprache, wichtiger Bestandteil des indischen Sprachenmosaiks, da es eine herausragende Rolle in der Geschichte ...