Geburtstag: | |
Todestag: | |
Nation: | Russland |
von Rainer Grübel
Das Œuvre Sel'vinskijs gehört zu jenen Werken der russischen Literatur, die für die Entwicklung der russischen Kultur im 20.Jahrhundert von großem Gewicht sind, ohne daß aber ihr Autor den Bekanntheitsgrad eines Majakovskij oder einer Marina Cvetaeva erlangt hätte. Eine Ursache hierfür mag darin liegen, daß Sel'vinskijs Leben zwar abenteuerlich, aber ohne Sensationen verlaufen ist; eine zweite darin, daß er sich zwar nicht konsequent den (literatur-)politischen Zeitläufen angepaßt, sich ihnen aber – wohl aus Rücksicht auf seine Familie – auch nicht konsequent widersetzt hat. Einige unveröffentlichte Gedichte legen freilich Zeugnis davon ab, wie sehr er seit den späten zwanziger Jahren unter den herrschenden politischen Verhältnissen gelitten hat.
Als Il'ja Sel'vinskij 1921 aus der Provinz nach Moskau kam, traf ein zweiundzwanzigjähriger junger Mann, der die wichtigen Fremdsprachen ebenso beherrschte wie das Ukrainische und das Hebräische, der neben der modernen Kunst die jiddische Randkultur und die Subkultur der Diebe und Gauner kannte, auf eine Kultur, die geprägt war von der Aufbruchstimmung des Proletkul't (Versuch der Begründung einer proletarischen Kultur) und des Futurismus. Seine Neigung zum Philosophieren und Theoretisieren trat mit einem ...