Geburtstag: | |
Nation: | Polen |
von Georg Mrugalla
Stand: 15.10.2024
Hanna Krall, die „große Künstlerin der polnischen Reportage“, wie polnische und deutschsprachige Kritiker sie bezeichneten, zeigt an fragmentierten Biografien, wie Geschichtsereignisse und Zeitgeschehen in das Einzelschicksal eingreifen und es grundlegend bestimmen. Ihre schriftstellerische Karriere begann sie als Journalistin; sie reiste durch Polen und veröffentlichte Interviews mit Fabrikdirektoren, Arbeitern, Parteifunktionären oder Ärzten in Tages- und Wochenzeitungen. Als ihr eigentliches Debüt betrachtete sie „Na wschód od Arbatu“ (Östlich von Arbat, 1972), eine Reportagensammlung über die Tätigkeit und das Leben von Seismologen, Physikern, Geographen und Kolchosbauern in Sibirien, die sie während ihres Aufenthalts als Auslandskorrespondentin in der Sowjetunion interviewt hatte.
Internationalen Ruhm erlangte sie mit der literarischen Reportage „Dem Herrgott zuvorkommen“ (1977) über den in Łódz lebenden Kardiologen Marek Edelman, einen der Anführer der „Jüdischen Kampforganisation“, deren Mitglieder am 19. April 1943, dem Tag der endgültigen Massendeportation der Juden aus dem Warschauer Ghetto, den Aufstand begonnen und den deutschen Truppen bis zum 16. Mai Widerstand geleistet hatten.