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Nation: | Italien |
von Sandro Moraldo
1981 erschien im Palermitaner Verlag Sellerio ein Roman, der von der italienischen – später auch von der internationalen – Kritik und Lesergemeinde begeistert aufgenommen wurde: “Das Pesthaus”. Er bescherte seinem damals schon 61jährigen Autor ein fulminantes Literaturdebüt. Verfasser des Buches war der bis dahin der literarischen Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Sizilianer Gesualdo Bufalino. Er wurde zu einem “caso letterario”, einem literarischen Sonderfall. Seine Erstveröffentlichung war der Anfang einer unbestritten einmaligen literarischen Karriere, auch wenn keines seiner folgenden Bücher die poetische Dichte seines Erzähldebüts erreicht, sieht man vielleicht von “Die Lügen der Nacht” (1988) einmal ab.
Bufalinos Schreibweise zeichnet sich vor allen Dingen durch ein feines Gespür für stilistische Virtuosität, sinnliche Metaphern und die Fähigkeit aus, seine Figuren mit großer Intensität zu erfassen. Sein literarisches Werk charakterisiert das poetische Vermögen, die jeweiligen Handlungen ganz in bildhafte Eindrücke zu verwandeln. Viele seiner Bücher leben von der Erinnerung. In den beiden Romanen “Das Pesthaus” und “Mit blinden Argusaugen oder Die Träume der Erinnerung” (1984) wird ein künstlerisches Verfahren praktiziert, in dem Sprache im Durchgang durch die Erinnerung eine längst entschwundene Wirklichkeit vergegenwärtigt und dadurch ...