Von Gisbert Jänicke
„Man spühret auch bey den Finnen eine Neigung zur Poeterey“, stellt 1682 Daniel Georg Morhof in seinem „Unterricht von der Teutschen Sprache und Poesie“ fest, in dem, wie es im Titel noch heißt, „auch von der reimenden Poeterey der Außländer mit mehren gehandelt wird“. Die „Poeterey“ der Finnen – zu Morhofs Zeiten wie heute – geschieht in zwei Sprachen. Finnland ist ein Land mit zwei Sprachen und zwei Literaturen bzw. zwei Sprachen und einer Literatur. Das eine ist so zutreffend wie das andere, denn seine Literatur – in finnisch und schwedisch geschrieben – folgt mal auf einem Gleis, mal auf zwei parallelen Gleisen den Läufen der Geschichte.
Von Finnlands (finn. Suomi) 5 Millionen Einwohnern sprechen etwa 94% Finnisch und 6% Schwedisch, Sprachminoritäten sind Russen, Zigeuner (Romani), Lappen (Saamen), Tataren. Finnisch gehört zu den finnougrischen Sprachen und wird außer in Finnland, wo es Staatssprache ist, in Schweden und im russischen Ingermanland gesprochen; in der Karelischen Republik ist es neben Russisch Amtssprache. Schwedisch gehört als nordgermanische Sprache zur indoeuropäischen Sprachfamilie und ist Staatssprache in Schweden und Finnland. Finnische Literatur auf Finnisch erscheint außer in Finnland auch in Rußland und Schweden, finnische ...