Geburtstag: | |
Nation: | Spanien, Frankreich |
von Regine Schmolling
Wie kein zweiter Dramatiker von Weltruf entfachte Fernando Arrabal, das “Enfant terrible” (“Frankfurter Rundschau”, 4. 12. 69), mit seinen Theaterproduktionen in den letzten fünfundzwanzig Jahren gleichermaßen eine Welle von internationalen Protesten wie Begeisterungsstürmen. Mit “Erotische Zwangsvorstellungen” (“Westfälisches Volksblatt”, 7. 12. 66, zu “Nacht der Puppen”), “Fundgrube für Psychoanalytiker” (“Die Welt”, 25. 3. 68, zu “Zeremonie für einen ermordeten Neger”), “Platte Propaganda zwischen Mao und Breschnjew” (“Die Welt”, 28. 3. 72, zu “Der tausendjährige Krieg”) und “Revolutionspudding für Zahnlose” (“Frankfurter Allgemeine”, 21. 7. 72, zum selben Stück) überschrieben einige der bundesdeutschen Kritiker ihre Kommentare zu Arrabals Theater-Œuvre. Nationale wie internationale Pressewürdigungen sind durchweg von starken Emotionen getragen. Indem sie die literarische Auseinandersetzung vom ästhetischen Normenbereich wiederholt auf eine moralethische Ebene verlagerten, haben sie das Arrabal-Klischee vom neurotischen, ödipalen, narzißtisch-obszönen Bürgerschreck, der die Bühne als Medium privater Selbstfindung mißbrauche, untermauert. Sie ließen dabei stets außer acht, daß sich die ganze soziopolitische Brisanz seiner Dramen erst im Kontext der historisch-gesellschaftlichen Bezüge zur spanischen Wirklichkeit erschließt.
Provokationen, die emotionale Betroffenheit auslösen, sind gleichwohl vom Autor beabsichtigte textkonstitutive Elemente, die schon in den frühen Stücken anklingen. Mit böser Ironie beschreibt der 1952 noch in Spanien entstandene Einakter “Picknick ...