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Nation: | Russland |
von Dietrich Wörn
Im Schaffen Fedor Abramovs nimmt die engagierte Publizistik einen wichtigen Platz ein. Sein Aufsatz “Ljudi kolchoznoj derevni v poslevoennoj proze” (Die Menschen des Kolchos-Dorfes in der Nachkriegsprosa), der im April 1954 in der angesehenen Zeitschrift “Novyj mir” (Die neue Welt) erschien, war ein polemischer, aber fundierter Angriff des Literaturwissenschaftlers Abramov auf die stereotype Schönfärberei der Dorfromane in der Nachkriegszeit (S.P. Babaevskij, E.Mal'cev, G.A. Medynskij, G.E. Nikolaeva u. a.). Abramov kritisierte, daß die schwierigen sozialen Probleme der Kolchos-Wirtschaft in diesen Romanen weitgehend verheimlicht und die harten Lebensbedingungen auf dem Land entgegen jeder Wahrheit in rosaroter Idyllisierung dargestellt würden. Neben dem Artikel “Ob iskrennosti v literature” (Über die Aufrichtigkeit in der Literatur) von V.Pomerancev, der im Dezember 1953 ebenfalls im “Novyj mir” erschienen war, und neben den Skizzen V.Ovečkins über das Leben in der Kolchose (“Rajonnye budni”, Rayonalltag, 1952–1956; “Očerki o kolchoznoj žizni”, Skizzen über das Leben in der Kolchose, 1953–1954) war der Aufsatz Abramovs die entschiedenste Absage an die offizielle Theorie der Konfliktlosigkeit im Bereich der Dorfliteratur. Die Vorwürfe und Argumente Abramovs wurden von einigen Diskussionsrednern auf dem Zweiten sowjetischen ...