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Nation: | Türkei |
von Gisela Kraft
Stand: 01.04.1984
Als Fazıl Hüsnü Dağlarca am 30. August 1935, eben 21-jährig, die Istanbuler Offiziersschule abschloss und am selben Tag das Erscheinen seines ersten Gedichtbandes „Havaya Çizilen Dünya“ (In die Luft gezeichnete Welt) erlebte, wurden in seinem Werk zwei Pole abgesteckt, zwischen denen die Rezeption noch heute unter unruhig ausschlagender Kompassnadel hin und her fährt. Der militärische Dağlarca oder der träumerische? Oder beides zugleich in psychologisch wechselseitiger Bedingtheit? Erst 1950, 15 Jahre später, als er den militärischen Teil seiner Biografie aus eigenem Entschluss beendete und gleichzeitig der türkischen Leserschicht mit seinem siebten Gedichtband „Toprak Ana“ (Mutter Erde) einen ganz neuen, weil leidenschaftlich humanistisch betroffenen, Dağlarca vorstellte, zeichneten sich seiner Schöpfung die Wendekreise ein. Sie heißen Sozialkritik und Mystik, erfordern Äquatorübergänge und erweisen die dichterische Produktion als Welt, nicht nur als einen von allen möglichen Horizonten.
Zurück zum Beginn, dem ersten Band, der nicht der Beginn des Schreibens war, denn Dağlarca hatte seit dem Kleinkindalter Verse erfunden, später niedergekritzelt und in Heften gesammelt. Er übte alle damals in gebildeten Familien geläufigen osmanischen Versmaße, betrachtet das als Selbstschule, die ihm die ...