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Nation: | Türkei |
von Sabine Adatepe
Stand: 01.06.2008
„Ich komme aus dem Nichts“, bekannte Fakir Baykurt in einer seiner zahlreichen autobiografischen Schriften. „Wir hatten kein einziges Buch im Haus. Die Republik nahm mich an die Hand, sorgte für meine Ausbildung an einem der neu gegründeten Dorfinstitute, machte mich zum Lehrer, gab mir einen Stift in die Hand und stellte mich in die Runde der Schriftsteller des Landes.“ Als eines von sechs Kindern mit der Mutter – der Vater war früh verstorben – im mittelanatolischen Dorf in bedrückender Armut aufgewachsen, wo der Umgang mit Vieh und Ackergerät auch für Kinder mehr galt als schulisches Lernen, ergriff Baykurt 14-jährig die Chance, die das Dorfinstitut bot. Im Zuge einer der Volksbildungskampagnen der jungen türkischen Republik waren nach einer Pilotphase unter Leitung des türkischen Pädagogen Ismail Hakkı Tonguç, der sich von Georg Kerschensteiners Arbeitsschulenmodell hatte inspirieren lassen, 1940 sogenannte Dorfinstitute gegründet worden, um im ganzen Land fähige Jugendliche zu Dorfschullehrern auszubilden, die die atatürkschen Reformgedanken in die Dörfer tragen sollten. Mädchen und Jungen erlernten neben der Vorbereitung auf ihre Lehrtätigkeit auch modernste landwirtschaftliche Methoden, um über ihre schulische ...