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Nation: | Italien |
von Christine Ott
Stand: 01.08.2009
Bereits mit seinem ersten Gedichtband setzt sich Montale signifikant von dominanten zeitgenössischen Dichtungstraditionen ab. Der Titel der Sammlung, “Ossi di seppia” (Tintenfischknochen, 1925), ist programmatisch: Mit ihm entwirft Montale ein neues Landschaftskonzept, durch das er die mythologische oder idyllische Landschaft seiner Vorgänger Gabriele D'Annunzio und Giovanni Pascoli kontrastiert, und zugleich ein neues poetologisches Programm, das für eine “arme”, essenzialistische Sprache eintritt.
Tatsächlich repräsentiert D'Annunzio, der bedeutendste Vertreter der italienischen Dekadenz, für Montale und andere Dichter seiner Generation ein überholtes, nietzscheanisch inspiriertes Dichtungskonzept, das es zu erneuern gilt. In seinem Lyrikband “Alcyone” evoziert D'Annunzio eine mediterrane Landschaft, die er historisch und mythologisch überhöht: Einerseits beschwört er ein weites kulturgeschichtliches Panorama herauf, das es ihm erlaubt, sich in die Nachfolge Dantes zu stellen; andererseits inszeniert er eine panische Verschmelzung des Dichter-Ich mit der Natur und seine Transfiguration zu einem quasi-göttlichen Wesen. D'Annunzios dichterische Landschaft dient letztlich dazu, die seherische Wirkmacht der eigenen Dichtung zu feiern: In seiner Lyrik äußert sich ein ungebrochenes Vertrauen in die Kraft der poetischen Sprache. Bescheidenere Ansprüche erhebt die Lyrik Pascolis, ...