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Nation: | Türkei |
von Menekse Toprak
In der gegenwärtigen türkischen Gesellschaft besteht eine tiefe Kluft zwischen denjenigen Türken, die die osmanische Geschichte und deren Verhältnis zum Islam verteidigen, und denjenigen, die die offizielle säkulare Ideologie der türkischen Republik unterstützen. Der Islam und die islamische Lebensweise werden von türkischen Schriftstellerinnen nur selten behandelt. Wenn dies jedoch geschieht, wird der Einfluss der Religion auf die Gesellschaft meist durch eine unterdrückte weibliche Figur aufgezeigt – dies steht in starkem Kontrast zu Werken von Autoren und Autorinnen, die dem Islam nahe stehen und ihn als Heilsweg beschreiben.
Als “Pinhan” (Der Verborgene, 1998), der erste Roman der damals 26-jährigen Elif Şafak erschien, erregte er großes Aufsehen. Şafak betrat die Literaturszene mit einem ambitionierten Projekt: Ihr Buch beschäftigt sich mit dem Mevleviye-Orden, einer wichtigen Strömung der islamischen Mystik. Es behandelt das Schicksal eines jungen Manns, der in einem Derwischkloster (Tekke) aufwächst. Der Roman fand auch deshalb starke Beachtung, weil nicht eindeutig entschieden werden konnte, welchem ideologischen Lager die Autorin zuzuordnen sei. Mit der Identitätssuche eines hybrid-geschlechtlichen Jugendlichen, der im klösterlichen Umfeld des 16. Jahrhunderts aufwächst, öffnete Şafak eine Tür zur heterodoxen Welt des Islam. Sie bediente sich ...