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Nation: | Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
von Lutz Hagestedt
Stand: 01.08.1996
Im Selbstverständnis von E.L.Doctorow sind der Schriftsteller und der Historiker durch Strukturen der Ähnlichkeit und der Differenz aufeinander bezogen. Historiker und Romancier tun Vergleichbares: die Erzählung ist immer schon Geschichte, die Geschichte immer auch Erzählung. Aber Historiker suchen nach den Voraussetzungen, Bedingungen, Folgen der Ereignisgeschichte; sie selektieren, kombinieren, strukturieren Daten und kommen so zu ihrer Interpretation von Geschichte. Doctorow hingegen, der die schöpferische Freiheit des Autors über jedes rein dokumentarische Anliegen stellt, erklärt die Fiktion quasi zum Modellfall der Geschichtsschreibung: „(…) es gibt keine Fiction oder Nonfiction, wie wir die Unterscheidung im herkömmlichen Sinne verstehen: Es gibt nur Erzählung.“ Das fiktionale Erzählen mit den Merkmalen der Freiheit und Möglichkeit der schlüssigen Konstruktion, der Plausibilität des Denkens und Handelns der Figuren, der Erzählökonomie, der Totalität und Kontinuität der dargestellten Welt usw. geht deutlich freier mit Daten um als die Historiographie. Die Geschichtsschreibung soll im amorphen geschichtlichen Verlauf Schlüssiges und Motiviertes entdecken und darf im Zuge der Interpretation nicht gleichermaßen kühn mit den gegebenen Fakten umgehen, aber selbst für sie stellt Doctorow fest: ...