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Nation: | Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
von Hartmut Kasper
Don DeLillo debütierte nach einigen Kurzgeschichten als 35jähriger mit dem Roman “Americana” (1971). Dieses Werk war für ihn “eine persönliche Unabhängigkeitserklärung, ein Ausdruck meiner Absicht, die gesamte Bildbreite zu nutzen, die ganze Kultur. Amerika war und ist der Traum des Immigranten, und als Sohn zweier Immigranten lockte mich dieselbe Ahnung unendlicher Möglichkeiten, die meine Großeltern und meine Eltern angezogen hatten.”
DeLillo sichtet mittels seiner Figuren den Traum oder Alptraum, den die US-Amerikaner von sich selbst träumen, ihre kollektiven Mythen, Ängste und Wahnvorstellungen. Obwohl sich DeLillo nicht mit seinen Protagonisten identifiziert, hat ihn “The New York Review of Books” in Anbetracht seiner literarischen Erkundungen einmal als “obersten Schamanen der paranoiden Schule der amerikanischen Belletristik” bezeichnet. DeLillos Figuren sind auf der Suche; sie verlassen ihre angestammten Wohnsitze, ihre Denk- und Lebensgewohnheiten, um verschüttete Wahrheiten aufzudecken, Komplotte, Verschwörungen, die Pläne archaisierender Kulte; um kosmische Rätsel zu lösen oder pornographisches Filmmaterial aufzuspüren, auf dem Hitler die Hauptrolle spielt.
Diese Suchbewegung folgt für DeLillo einer grundsätzlichen Spur der amerikanischen Kulturgeschichte, zu deren Geheimnissen er als ihr eingeborener Ethnograph Zugang hat: Amerikaner leben in einer ...