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Nation: | St. Lucia |
von Manfred Loimeier
Stand: 15.05.2021
Derek Walcott wird gern als Autor zweier Welten oder als Autor zwischen zwei Welten bezeichnet. Es sind dies einerseits die europäisch geprägte Welt der USA, Großbritanniens und auch der Niederlande sowie Frankreichs und Spaniens, die in der Karibik ihre Einflüsse hinterlassen haben, andererseits die afrikanische Welt, deren Kultur sich über die Sklaventransporte in der Diaspora Süd- und Mittelamerikas erhalten, entwickelt und dabei verändert hat. Neben frankophonen Autoren wie Edouard Glissant (geb. 1928), Patrick Chamoiseau (geb. 1953) und Raphaël Confiant (geb. 1951) zählt Walcott, der Maler, Poet und Dramatiker von der anglophonen Karibik-Insel St. Lucia, zu den bekanntesten Vertretern der sogenannten Hybrid-Literatur der kulturellen Vermischungen im Karibik-Raum.
Es ist ein wesentliches Anliegen von Walcotts literarischem Werk, seine karibische Heimat nicht als gleichsam wesenloses Dazwischen zu definieren und die Karibik damit als marginalen Raum zwischen zwei Kulturkomplexen festzuschreiben. Dem Autor geht es vielmehr darum, einen neuen Kulturraum zu bestimmen und diesen gleichwertig neben Europa und Afrika zu platzieren. Zu diesem Zweck greift Walcott in seiner Dichtung zum einen auf Figuren der hellenischen Antike zurück, deren Schicksale er, wie in ...