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Nation: | Norwegen |
von John Brumo
Stand: 15.09.2019
Dag Solstad ist zweifelsohne Norwegens bedeutendster Schriftsteller seit den 1960er Jahren. Er hat ein großes Publikum und entscheidende Bedeutung für seine Zeitgenossen und spätere Generationen von norwegischen Autoren gehabt. Sein Werk hat zu wesentlichen neuen Entwicklungen der norwegischen Literatur beigetragen. Seine politisch-ästhetische Position kann vielleicht mit der von Günter Grass in Deutschland verglichen werden. Thematisch kann man sein Werk, seit dem Debüt mit „Spiraler“ (Spiralen, 1965) bis „Det uoppløselige episke element i Telemark 1591–1896“ (Das unauflösliche epische Element in Telemark 1591–1896, 2013), als eine existenzielle Erkundung der Lebensverhältnisse in Norwegen vom Zweiten Weltkrieg bis heute verstehen. Es handelt sich um ein politisch und gesellschaftlich engagiertes Werk, das eine scharfsinnige und perspektivenreiche Analyse der Entwicklung der norwegischen Gesellschaft vornimmt. Seine Romanform hat sich von einem klassischen europäischen Modernismus über einen reflektierenden Realismus hin zu stärker metafiktional ausgerichteten Texten entwickelt.
Über einen langen Zeitraum hinweg ist Solstad Norwegens führender Intellektueller unter den Schriftstellern gewesen. Seine Motive können nebensächlich und unzugänglich wirken, aber verweisen oft auf existenzielle Fragestellungen und allgemeine historische und kulturelle Prozesse. Besonders beschäftigt haben ihn die Rolle des Intellektuellen und die ...