Geburtstag: | |
Nation: | Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
von Elisabeth Bronfen
Das erzählerische und essayistische Werk Ozicks läßt sich drei Themenbereichen zuordnen, die durch ihre Auseinandersetzung mit der jüdischen Tradition verbunden sind: das Vorhaben, eine “jüdische Ästhetik” zu entwickeln; die Notwendigkeit, die katastrophalen Auswirkungen der Schoah (die Massenvernichtung der Juden im ,Dritten Reich’) auf das jüdische Selbstverständnis zu erörtern; der Versuch, aus dem jüdischen Gedankengut heraus eine feministische Position zu formulieren. Alle drei Themenstränge zeigen das ethische Anliegen ihrer Schreibpraxis und dienen gleichzeitig einer Reflexion über den eigenen Ort innerhalb des historischen und kulturellen Prozesses sowie über die eigenen künstlerischen Verfahrensweisen. Ihre Texte sind Variationen der Frage: Was bedeutet es, als Jüdin nach dem Holocaust zu leben, zu sprechen, Kunst zu schaffen? Wie läßt sich die Identität einer jüdischen Künstlerin artikulieren? Welche Möglichkeiten, welche Konflikte, welche Aporien sind diesem Unterfangen immanent?
In einem Interview mit Elaine Kauvar formulierte Ozick den konfliktreichen Widerspruch, in dem ihre schriftstellerische Tätigkeit gründet: “Ich bin völlig hin- und hergerissen in dem furchtbaren Konflikt zwischen einer moralischen Ernsthaftigkeit und ihrer Reibung mit einem Ästhetizismus. Und für diesen Widerstreit gibt es keine Lösung.” Diese für sie typische Tendenz, ...