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Nation: | Brasilien |
von Ellen Spielmann
Vielleicht ist Clarice Lispector neben Virginia Woolf die bedeutendste Schriftstellerin der Moderne. Sie gilt als große Erneuerin der Erzählprosa, als eine der wenigen Autorinnen, die sich mit weiblichem Schreiben beschäftigt haben, und sie ist nicht zuletzt – wie Jorge Luis Borges, Gabriel García Márquez und Julio Cortázar – eine der Stimmen Lateinamerikas, die wesentlich zur Neubildung des literarischen Kanons beigetragen haben. Anders als in Frankreich, Kanada und den USA steht im deutschsprachigen Raum eine tiefer gehende und umfassendere Rezeption Clarice Lispectors noch aus – trotz der in den sechziger und dann in den achtziger Jahren erfolgten Übersetzung von inzwischen fünf Romanen und zwei Erzählbänden des insgesamt achtzehn Titel umfassenden Werks. Selbst in ihrem Heimatland Brasilien fanden Kritik und literarische Öffentlichkeit erst nach ihrem Tod 1977 zu dem Konsens, Clarice Lispector als bedeutendste zeitgenössische Schriftstellerin und nationale Autorin anzuerkennen. Die Erforschung und vollständige Edierung ihres Gesamtwerks – neben Romanen und Erzählungen umfaßt es Kinderbücher, kurze Erzählprosa, Essays, Chroniken, Briefe, Gedichte – ist auch in Brasilien noch nicht geleistet. Von Interesse wären die Publikation einer ausführlichen Biografie sowie der Versuch, ihre Texte ...