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Nation: | China, Republik (Taiwan) |
von Charlotte Dunsing
Huang Chunming zählt zu den wichtigsten Vertretern der neuen ,Heimatliteratur’ (xiangtu wenxue) in Taiwan. Diese literarische Strömung entstand in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre als Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln bei der Suche nach einem ,taiwanesischen Bewußtsein’. Der Begriff ,xiangtu’ entstammt einer kulturellen Widerstandsbewegung während der japanischen Besatzungszeit Taiwans (1895–1945), als patriotische Schriftsteller der Japanisierungspolitik der Besatzer mit der Darstellung des ländlichen Lebens, in einheimischem Dialekt geschrieben, entgegentraten.
Zwei Faktoren wirkten entscheidend bei der Entstehung dieser neuen Heimatliteratur mit: Durch die Industrialisierung bildete sich als neue Leserschaft eine breite städtische Mittelschicht heraus; zum anderen war eine Generation von Taiwanesen herangewachsen, die eine chinesische Schulbildung erhalten hatte und sich in Taiwan zu Hause fühlte. Aus ihren Reihen rekrutierten sich die neuen Schriftsteller, die – als gebürtige Taiwanesen – für Taiwanesen schrieben. Sie behandelten ausschließlich taiwanesische Sujets vor meist ländlichem Hintergrund, mit viel Lokalkolorit, unter häufiger Verwendung von Dialektausdrücken. Ferner zeigten sie eine Vorliebe für das Leben der unteren sozialen Schichten. Diese Betonung des Einheimischen kam zum einen dem wachsenden öffentlichen Verlangen nach eigener nationaler Identität im wirtschaftlich erstarkten Inselstaat entgegen, andererseits war ...