Geburtstag: | |
Todestag: | |
Nation: | Polen |
von Arthur Becker
Kindheits- und Jugendeindrücke dominieren im Erzählwerk von Bruno Schulz, der neben Stanisław Ignacy Witkiewicz (1855–1939) und Witold Gombrowicz (1904–1969) zu den Erneuerern der polnischen Prosa zwischen den beiden Weltkriegen gezählt wird. Zu den Verdiensten der sehr unterschiedlichen Prosa dieser drei Autoren zählen vor allem die Darstellung der Vielschichtigkeit der Wirklichkeit sowie die Betrachtung des Menschen als eines gespaltenen und triebhaften Wesens. Die Alltäglichkeit und ihre rationalen Erklärungsmuster werden überprüft und verlieren ihre Geltung in einer Welt, in der Mythos, Wahnsinn und dämonische Kräfte eine große Rolle spielen.
Das Prosadebüt von Schulz fand bei seinen Kollegen überaus positive Resonanz: Julian Tuwim (1894–1953), Gombrowicz, Witkiewicz und Tadeusz Breza (1905–1970) sparten nicht mit Lob über seinen Erzähl- und Sprachstil. Überragend an Schulz' Prosa ist ihre poetische Sprache. Die Konstellationen der Bilder, die surrealistischen Metaphern, die Anspielungen auf biblische Szenen und das Hervorheben von Zeit- und Naturzyklen lassen eine phantastische Welt entstehen: Dem Leser werden verschiedene Formen und Dimensionen der Wirklichkeit präsentiert, durch die er sich wie in einem riesigen Gebäude mit unzähligen Fluren, Räumen und Schlupfwinkeln bewegen kann. Ein einprägsames Beispiel dieser ungewöhnlichen ...