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Nation: | Irland |
von Gerold Sedlmayr
Stand: 01.10.2010
In den 1960er Jahren musste Kennelly, wie die anderen irischen Schriftsteller seiner Generation auch, zunächst einen Weg finden, sich literarisch zu positionieren. Dies war keine leichte Aufgabe. Zum einen galt es, sich einer literarischen Tradition zu stellen, deren Reichtum, anstatt zu inspirieren, oft eher erdrückend wirkte, vor allem im Hinblick auf die alles überschattenden Figuren William Butler Yeats und James Joyce. Zum anderen wurden gerade die direkt vorhergehenden Jahrzehnte, die 1940er und 1950er Jahre, als Zeit der kulturellen Stagnation begriffen, die es zu überwinden galt. Die bestimmende Ideologie nach der De-facto-Unabhängigkeit der 26 südlichen Grafschaften Irlands vom Vereinigten Königreich im Jahr 1922, insbesondere aber nach 1937, als sich der Freistaat unter Führung von Eamon de Valera eine neue Verfassung gab, wurde geprägt durch einen republikanischen Nationalismus, eine Politik des wirtschaftlichen Isolationismus und eine rückwärtsgewandte Erhöhung des irisch-gälischen Erbes. Bedingt außerdem durch die Folgen der irischen Neutralität während des Zweiten Weltkriegs, hohe Emigrationsraten und strikte Zensurgesetze war die kritisch orientierte Literatur der Nachkriegszeit zunächst von dem Bewusstsein geprägt, in den „abgestandenen Nebengewässern der Geschichte“ (Terence Brown) dahinzudümpeln. In ...