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Nation: | Russland |
von Pavel Gan
Boris Pil'njak wurde Anfang der zwanziger Jahre zum Enfant terrible der jungen sowjetischen Literatur: nicht nur wegen der Themenauswahl (die Russischen Revolutionen und ihre Auswirkungen auf die verschiedenen sozialen Schichten in der sowjetischen Provinz), sondern auch wegen der Art, wie er die Chronik seiner Zeit verfaßt (autonome Erzählungen und Dokumente, die mit differenzierten Kommentaren in die thematisch vorprogrammierte Makrostruktur eines sujetlosen Romans eingehen, um in dieser Großform die revolutionären und postrevolutionären Wirren am adäquatesten zu erfassen).
Pil'njaks Weltanschauung charakterisiert schon sein Kommentar zu der im Frühjahr 1920 erschienenen Sammlung von Erzählungen “Byl'e” (Gewesenes): Es ist das einzige Werk mit “parteilosen Erzählungen über die Revolution”. Am 28.September 1923 bekräftigt Pil'njak in seinem Tagebuch: “Ich bin kein Kommunist. (…) Ich muß absolut objektiv bleiben.” Wie aber kann ein sowjetischer Prosaiker parteilos-objektiv bleiben im Konflikt zweier historischer Kräfte: zwischen der durch die Diktatur einer Partei gelenkten “proletarischen Revolution” und der vom Volk nach einer anarchistischen Revolte (“narodnyj bunt”) angestrebten Selbstverwaltung ohne Parteidiktatur und Staatsbürokratie von oben?
In den expressionistischen Erzählungen, die Pil'njak nach der Liquidierung seiner Anarchistenkommune im Herbst 1918 ...