Geburtstag: | |
Nation: | Russland |
von Yvonne Pörzgen
Stand: 15.05.2014
Laut Anatoly Vishevsky trifft auch auf Akunin Evgenij Evtušenkos Urteil zu, ein Dichter in Russland sei mehr als ein Dichter, denn Akunin stelle in seinen Kriminalromanen die Frage, warum es in Russland kein Leben gebe (Vishevsky 2001, S.733). Bekannt wurde Boris Akunin mit einer Reihe von Romanen um den Ermittler Erast Fandorin. Die Romane spielen im letzten Drittel des 19. und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, doch das historische Geschehen enthält zahlreiche Anspielungen auf das Russland des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts. Die Romane vereinen Elemente von Kriminalgeschichten mit denen von Historienromanen; Akunin „spielt mit der Repräsentation von Vergangenheit.“ (Zink 2006, S.109) Der russische historische Kriminalroman, im Russischen als „retrodetektivy“ (Retrokrimis; vgl. Lavreckaja 2012) bezeichnet, ist „Akunins eigentliche Erfindung“ (Zink 2006, S.112). Die Romane können als Einzeltexte gelesen und verstanden werden. Akunin baut aber zahlreiche Querverbindungen ein, die sich im Detail erst erschließen, wenn die vorangegangenen Episoden bekannt sind.
Die Reihe beginnt mit dem Roman „Fandorin“, der im Jahr 1876 spielt (erschienen 1998, dt. Übersetzung 2001). Der Ermittler Erast Fandorin ist gerade einmal 20 Jahre alt. 1877 wird Fandorin während des ...