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Nation: | Finnland |
von Gisbert Jänicke
Stand: 15.05.2014
„Was ich suche, ist ein Kernerlebnis im Raum, aus dem das Gedicht, das unausweichlich Lied und alltägliche Beschwörung ist, entstehen kann, wie ein Baum, in zwei Richtungen: die Krone zum Licht, in den Raum, die Wurzeln zum Dunkel, zur Erde. Ein Junigefühl im November. Ein Gefühl von November im Juni. Ein Lied, das Raum ist, Landschaft ist.“
Ein Gefühl von November im Juni – ein Junigefühl im November! Diese Metapher ist eines der Kernbilder der carpelanschen Dichtung und wird uns, in der einen oder anderen Form, bei ihm immer wieder begegnen. Juni ist Klarheit, Licht, Leben … November ist Dunkel, Tod, Ruhe, Kontemplation … Zusammen bilden sie Landschaft, Raum, Veränderlichkeit. Uns selbst steht es frei, die Metapher mit weiteren Assoziationen zu füllen, auf eigener Erfahrungsgrundlage.
Bo Carpelan, unbestritten einer der ‚Großen‘ der schwedischsprachigen Dichtung, ist zum Glück nicht der einsame Poet in seinem Elfenbeinturm. Vielmehr teilt er sich bereitwillig mit, wo er glaubt, es seinen Lesern schuldig zu sein, er entblößt sein Innerstes, demonstriert seine Ausgangspunkte und seine Arbeitsweise. Als Carpelan seine Abhandlung über den großen finnlandschwedischen modernistischen ...