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Nation: | Irak |
von Leslie Tramontini
Stand: 15.02.2014
„Politik und Literatur sind bei uns im Irak derartig miteinander verwoben, dass es unmöglich ist, sie voneinander zu trennen“, schrieb Sayyāb in seiner Hochphase der politischen Aktivität Mitte der 1950er Jahre in einem Brief an seinen Freund und Herausgeber der Beiruter Literaturzeitschrift „Ādāb“, Suhayl Idrīs. Und so dachte er auch lange Zeit noch, nachdem er sich von parteipolitischen Bindungen und Aktionen gelöst hatte; selbst als er sich zu Ende seines Lebens wieder eher mit eigenem Leiden befasst, wird ihn der enge Bezug von Dichtung und politischem Geschehen nie verlassen. Denn die Erkenntnis, dass ein Dichter und Literat in einem Land wie dem Irak, von britischem Kolonialeinfluss durchtränkt und auf der Schwelle zur Moderne, eine gesellschaftspolitische Rolle übernehmen muss, war Sayyāb von Beginn an klar: Im Laufe seines dichterischen Schaffens experimentierte er mit Form, Diktion und Ausdruck, um diesem Anspruch gerecht zu werden.
Bereits früh betrat Sayyāb die literarische Bühne: Als 16-Jähriger begann er, in einem literarischen Zirkel mit gleichaltrigen Freunden, romantische Liebesdichtung zu schreiben, bewegt von Gefühlen der Einsamkeit und Empfindsamkeit. Die Natur seines Heimatdorfes ...