Geburtstag: | |
Nation: | Türkei |
von Ingrid Laurien
Als Aysel Özakin, bereits damals eine bekannte Schriftstellerin, nach dem Militärputsch von 1980 der Türkei den Rücken kehrte, war das mehr als ein Gang ins Exil. Zwar bedeutete die Entscheidung eine Entwurzelung, den Verlust der geographischen Heimat, aber ebenso war es ein gewollter Aufbruch in eine selbstbestimmte, kosmopolitische Existenz.
Schon immer hatte Aysel Özakin in ihren Romanen und Erzählungen, auch ohne den türkischen Kontext zu verlassen, über Aufbrüche geschrieben, über innere und äußere Grenzüberschreitungen, über schmerzhafte und prekäre Versuche, zwischen dem erstickenden Beharrungsvermögen der Tradition und den gewaltsamen Modernisierungsschüben nicht zerrissen zu werden. Sie gehört zur Generation türkischer Schriftstellerinnen, die zwischen 1970 und 1985 an die Öffentlichkeit traten. Ihre Themen waren Ausbruchsversuche junger Frauen und ihr Scheitern innerhalb von Beziehungen, die die traditionelle Rollenverteilung auf subtile Weise fortführten, Kulturkonflikte zwischen Großstadt- und Provinzmilieu, das dogmatische Klima innerhalb der türkischen Linken und deren verdeckt-patriarchalischen Strukturen und schließlich die Ohnmacht des einzelnen angesichts wachsenden Terrors und staatlichen Repression. Diese Schriftstellerinnen gehören zur zweiten Generation intellektueller Frauen nach den Reformen von Mustafa Kemal Atatürk, der Harem und Schleier verbot, die patriarchalische Struktur der türkischen Gesellschaft im übrigen aber ...