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Nation: | Russland |
von Efim Etkind und Eckhard Thiele
Anna Ahmatova hat unter den großen russischen Dichtern des 20.Jahrhunderts als einzige an allen historischen, politischen, literarischen Umwälzungen und Strömungen aktiv mitgewirkt: vom Symbolismus und Akmeismus bis zur Chruščëv- und Nachchruščëv-Ära. In ihrer Lyrik spiegeln sich die wichtigsten Ereignisse der Epoche: zwei Weltkriege, zwei Revolutionen, der Bürgerkrieg, Verhaftungen und Hinrichtungen, die Einkesselung Leningrads, der späte Machtverfall der stalinschen Tyrannei, der Anfang und das Ende des ,Tauwetters‘, die Geburt und das Scheitern aller Illusionen und Hoffnungen. Ahmatova hat sich nie das Leben zu erleichtern versucht; sie weigerte sich, ihren nächsten Freunden in die Emigration zu folgen, weil sie unbedingt bei ihrem Volk bleiben wollte. Viel später, 1957, schrieb sie in einem Gedicht, das zum Motto des Poems „Requiem“ (entstanden 1935–1940) wurde:
In den zwanziger und dreißiger Jahren wurde Anna Ahmatova weder verlegt noch auch nur erwähnt; sie hatte nichts gemeinsam mit den sogenannten „proletarischen Dichtern“, die eine neue Lyrik der ...