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Nation: | Kanada |
von Kirsten A. Sandrock
Stand: 15.09.2020
Nach ihrem Studium an der National Theatre School of Canada blieb Ann-Marie MacDonald zunächst dem Schauspiel treu. Neben ihrem Engagement in Film und Fernsehen wirkte sie in zahlreichen Theaterstücken mit, bevor sie sich schließlich selbst als Autorin betätigte. 1988 wurde ihr Dramendebüt „Gute Nacht, Desdemona (Guten Morgen, Julia)“ in Toronto uraufgeführt. Es feierte anschließend weltweit Erfolge. Das Stück bedient sich der in der Postmoderne und postkolonialen Literatur beliebten Form des literary rewriting, bei dem frühere, meist kanonische Stoffe auf kreative Weise umgeschrieben werden. Durch das Mittel der Verfremdung werden in literary rewritings einerseits die Originalwerke neu interpretiert und andererseits deren klassische Rezeptionsmuster unterbrochen. Es entstehen neue Sichtweisen auf altbekannte Werke, die nicht zuletzt in einen intertextuellen Dialog mit sich selbst gestellt werden. Im Falle von „Gute Nacht, Desdemona (Guten Morgen, Julia)“ werden Shakespeares Dramen „Romeo und Julia“ und „Othello“ von MacDonald neu bearbeitet und mithilfe einer zeitgenössischen Rahmenhandlung rekontextualisiert. Das Hauptaugenmerk liegt in MacDonalds Drama – nomen est omen – auf den Frauenfiguren der Tragödien. Diese entpuppen sich in „Gute Nacht, Desdemona (Guten Morgen, Julia)“ keineswegs als die hilflosen Opfer ...