Geburtstag: | |
Todestag: | |
Nation: | Polen |
von Hans-Peter Hoelscher-Obermaier
Seit dem Erscheinen von “König beider Sizilien” (1970) gilt Andrzej Kuśniewicz als Klassiker der polnischen Gegenwartsliteratur. Aus dem Chor der Kritiker, die seitdem die meisten seiner Romane fast unisono als stofflich attraktive, mit höchstem literarischem Raffinement gestaltete Texte begrüßt haben, heben sich nur wenige Stimmen heraus, die ihn eines dekadenten Ästhetizismus zeihen: Er schwelge in Erinnerungen an sein ebenso ,exotisches’ wie exklusives Herkunftsmilieu und betrachte die dramatischen Wendungen in Geschichte und Politik bequem aus nihilistisch-wertfreier ,höherer’ Warte. In der Tat ist die europäische Dekadenz – nicht nur des fin de siècle – eines seiner Lieblingsthemen; zweifellos sieht er den Zweck seines Schreibens nicht im tagespolitischen Engagement und zeigt er sich gegenüber jeder Ideologie skeptisch. Doch gerade dieses Streben nach ideeller Ungebundenheit, nach größtmöglicher Objektivität, nach rationaler Distanz auch zur polnischen Sache, die, geschichtlich bedingt, vielen Generationen von Schriftstellern ganz besonders am Herzen lag, eröffnet dem polnischen Leser ungewohnte Perspektiven und bringt Kuśniewicz dem westlichen Rezipienten nahe; vielleicht ist der ungewöhnliche Erfolg seiner Romane in Frankreich nicht zuletzt hierin begründet.
Die zentralen Themen und Grundgedanken, aber auch viele konkrete Einzelmotive ...