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Nation: | Russland |
von Pia-Susan Berger-Bügel
Platonovs Schaffen ist geprägt von einer Philosophie, die einem überideologischen, humanistischen Freiheits- und Moralideal verpflichtet ist. Der Autor sah sich stets in direktem Zusammenhang mit seiner Zeit und seiner Heimat, als Mensch, der im Sozialismus der Sowjetunion am Entstehen einer neuen, gerechteren, kommunistischen Welt arbeitete. Sein Sinn für Gerechtigkeit und Freiheit war stark ausgeprägt, und er verfügte über ein ausgeprägtes Gespür, frühzeitig Strukturen zu erkennen, die die Freiheit der Menschen untergraben. In seinen kritischen Werken übernahm er deshalb die Verantwortung, die Menschen vor solchen Entwicklungen zu warnen. In dieser Rolle war Platonovs Selbstverständnis verwurzelt, und aus ihr ergab sich die Aufgabe, die er beim Aufbau des Sozialismus zu erfüllen suchte. Aufgrund dieser dem sowjetischen Machtregime nicht hörigen Haltung waren sowohl sein Werk als auch seine Person immer wieder heftiger Kritik der Ideologen ausgesetzt. Sein umfangreiches literarisches Werk war in der Sowjetunion bis in die siebziger Jahre lediglich durch eine nicht typische, verfälschende Textauswahl zugänglich. Dieser kanonisierte Ausschnitt seines Schaffens läßt kaum Einblicke in die besonders seit Ende der zwanziger Jahre ausgeprägte kritische Haltung Platonovs gegenüber dem sowjetischen Regime unter ...