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Nation: | Martinique, Frankreich |
von Wolfgang Bader und Gernot Kamecke
Stand: 01.03.2010
Aimé Césaire aus Martinique gilt heute als Klassiker der Dritte-Welt-Literatur. In rund sieben Jahrzehnten intensivster literarischer und politischer Tätigkeit schuf er ein Werk, das sich weltweiter Resonanz erfreut und den wohl bedeutendsten französischsprachigen Beitrag zur Dekolonisation darstellen dürfte. Die wortgewaltige Vielseitigkeit des Dichters, Politikers, Historikers, Essayisten und Dramatikers beruht auf der Betroffenheit des kolonisierten „Negers“, der aus der verordneten kulturellen Unterentwicklung auszubrechen wusste und im Werk den verschiedensten Seiten seines Wesens Luft macht, um sie im Grundentwurf des antikolonialistischen Engagements zu vereinen: als Kampfansage gegen die Kolonialmacht Europa sowie als Versuch, das kulturelle Selbstbewusstsein der schwarzen Rasse deren kolonialer Entfremdung zu entreißen und in einer entkolonialisierten Identität die Utopie einer entkolonialisierten Welt anzugehen.
Ausgangspunkt des Césaireʼschen Werkes ist seine Heimat, die Karibikinsel Martinique, die schon dem lesefreudigen Schüler das Gefühl der kulturellen Erstickung vermittelte. Der Landkarte des Elends mit der vorgezeichneten Karriere des assimilierten Kolonialbeamtentums entfloh Césaire bei der ersten Gelegenheit und begab sich im September 1932 mit einem Stipendium zum Studium nach Paris. Dort fand sein entscheidender intellektueller Formierungsprozess statt: in der ...