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Nation: | Israel, Rumänien |
von Ute Bohmeier
Stand: 01.03.2010
Von Anfang an war es Teil der Selbstlegitimierung des Staates Israel, Zufluchtsort für alle Juden zu sein, insbesondere für die Überlebenden der Shoah, der Verfolgung und Ermordung von nahezu sechs Millionen europäischer Juden durch die Deutschen und ihre Kollaborateure in der NS-Zeit. Doch eine tief reichende Auseinandersetzung mit der Shoah und ihren Opfern begann in der israelischen Gesellschaft und – bis auf gewichtige Ausnahmen – in der israelischen Literatur erst spät und zögernd. Die zionistischen „neuen Juden“, die säkularen, pragmatischen, kampfbereiten Israelis, verweigerten die Einbeziehung der wehrlosen, unterdrückten, zumeist religiösen Diaspora-Juden in ihr Selbstbild. Erst nach dem Eichmann-Prozess von 1960/61 war der Vorwurf, die Juden Europas hätten sich „wie Schafe zur Schlachtbank“ führen lassen, aufgrund historischer Einsichten nicht länger zu halten, doch gleichzeitig lösten Entsetzen und Erschütterung eine Abwehrhaltung gegenüber den Opfern aus. Schließlich stürzten die Kriege von 1967 und 1973 die Israelis in eine Vernichtungsangst, die ihnen das Diaspora-Schicksal nahebrachte und zur Identifizierung mit den Verfolgten und Ermordeten führte. Die Shoah wurde zu einem wesentlichen Teil der kollektiven Erinnerung und der nationalen Identität.
Etwa 60 ...