Geburtstag: | |
Nation: | Großbritannien |
von Ralf Georg Czapla und Christiane Ruth Meister
Stand: 01.03.2007
Als Klaus Wagenbach im Jahr 2000 erstmals einen Roman der Schottin Alison Louise Kennedy in deutscher Übersetzung verlegte, bewies er einmal mehr sein untrügliches Gespür für Autoren jenseits des Mainstreams. „Gleissendes Glück“ („Original Bliss“, 1997) weckte beim Lesepublikum eine Nachfrage, die selbst acht innerhalb der folgenden fünf Jahre erschienene weitere Bücher der Autorin nur notdürftig zu stillen vermochten. Unangepasst im äußeren Habitus wie im Denken, stellte sich damit eine Autorin vor, die sozialen Verismus virtuos mit einer subtilen, oft bis an die Grenzen eines bitteren Sarkasmus sich versteigenden Ironie zu verbinden weiß und damit jegliche Erwartung an eine bloß unterhaltsame Lektüre unterläuft.
In ihrer Heimat hatte sich die studierte Theaterwissenschaftlerin und engagierte Sozialarbeiterin durch ihre Kolumnen für „The Guardian“ zu dieser Zeit längst schon als scharfzüngige und unbequeme Zeitkritikerin profiliert. Mit aufmerksamem Blick betrachtet Kennedy nicht nur die politischen Verhältnisse ihres Landes, sondern auch den schottischen Calvinismus, dessen Lustfeindlichkeit und bigotte Affirmation der eigenen Minderwertigkeit für viele Menschen immer wieder zum existenziellen Problem werden. Ihr Figurenensemble ist dem Alltag entlehnt. Menschen am Rande des ...