Theodor W. Adorno

*  11. September 1903

†  6. August 1969

von Thomas Phleps

Essay

Auch wenn von Theodor W.Adornos schmalem Œuvre über lange Jahre wenig an die Öffentlichkeit gedrungen ist, ja häufig kaum bekannt war, daß er überhaupt komponierte, war Adorno durchaus kein kompositorisch dilettie­render Philosoph und Soziologe. Musik galt ihm, wie er selbst mit Nachdruck betonte, nicht etwa als professorale Freizeitbeschäftigung, sondern war „ein integrales Moment [seines] Daseins, das Wort Hobby wäre Hohn darauf“ (Adorno 1970ff., 10.2, 646). Daß erst in der letzten Zeit verstärkt von Adornos Musik Notiz genommen wird, mag daran liegen, daß zu seinen Lebzeiten einzig die Sechs Orchesterstücke Nr. 4 gedruckt vorlagen – sie konnten bereits Anfang der 30er-Jahre bei der Universal Edition leihweise bezogen werden – und die Publikation der von ihm in letzter Instanz anerkannten Werke erst in den 80er-Jahren erfolgte. Indes scheint der Verbleib im autographen Zustand kein hinreichender Grund dafür, daß seine Kompositionen nahezu unbekannt geblieben sind, zumal es dem Theoretiker Adorno keine Probleme bereitete, seine zahlreichen Schriften und Vorträge öffentlich zu machen und zu verteidi­gen. „Daß es dem Musiker daran gebrach“, so Dieter Schnebel 1969, kurz nach Adornos Tod, „gründete im verborgenen Bewußtsein, das Produzierte sei denn doch nicht so recht für große ...