Iván Eröd

*  2. Januar 1936

†  24. Juni 2019

von Christian Heindl

Essay

Prägung durch Bartók, Kodály und die Wiener Schule

Als Iván Eröd seine Werke 1985 nachträglich mit Opuszahlen versah, fasste er den größten Teil seiner Jugendwerke in drei Gruppen zusammen: sechs Werke für Klavier op. 1, zwei für Streicher op. 2 sowie fünf Vokalwerke op. 3 (1951/56). Diese Stücke resultierten aus dem Unterricht, erprobten verschiedene Formen sowie Gattungen und wiesen oft Einflüsse ungarischer Volks- oder Kunstmusik auf. Im frühesten erhaltenen Manuskript, dem I. Satz des Streichtrios op. 2a (1951), lässt sich in der mit einem Quartakkord beginnenden langsamen Einleitung ein thematischer Vorgriff auf den Beginn des III. Satzes des Violakonzerts op. 30 (1979/80) erkennen. Das anschließende Allegro im 5/8-Takt zeigt ein Haupt- und ein Seitenthema und schließt Imitationen, eine Vergrößerung des Themas sowie verschiedene weitere Varianten an. Die Reprise beginnt mit dem Seiten- und endet mit dem Hauptthema, was bereits ein Indiz für Eröds später häufig praktizierte Variierung des herkömmlichen Sonatensatzschemas ist. Eröds frühe Vokalwerke (Lieder, Chöre) entstanden auf ungarische Volkstexte oder Texte ungarischer Dichter und waren vor allem an Bartók und Kodály orientiert.

Die Drei dodekaphonen Stücke für Klavier op. 1f (1956) belegen, dass sich Eröd schon in Ungarn mit der Dodekaphonie auseinandergesetzt und damit ...