* 6. Juli 1929
† 9. Juni 2014
von Matthias Geuting Klaus Linder
Essay
In seinem Opus 1, Prière pour aller au Paradis avec les ânes für Bariton, acht Bläser und Klavier (nach einem Gedicht von Francis Jammes, 1951/52) zieht der Komponist die Summe seiner bisherigen musikalischen Erfahrung in dem konsequenten Schritt zur Zwölftontechnik. Bis dahin waren es, aufgrund der Zerstörung der deutschen Musikkultur durch die Nazis seit 1933, nur versprengte und zufällige Quellen, aus denen Zacher sich allmählich ein Bild über aktuelle Musik zusammensetzte. Auch nach der militärischen Niederlage der Nazis wirkte deren Ideologie in der deutschen Kultur weiter, so daß diese isolierten Eindrücke als Refugium unbefangener musikalischer Erfahrungen für den jungen Zacher eminente Bedeutung behielten. Zu wichtigen Kindheits- und Jugendeindrücken gehörte noch vor dem Kriegsende die Entdeckung einer expressiven Atonalität in Liedern von Gerhard Münch aus den 20er-Jahren (also aus dessen noch nicht nazistischer Phase) nach Gedichten von August Stramm, welche in einer älteren Ausgabe der Zeitschrift Der Kunstwart publiziert waren (Münch war eine Zeitlang musikalischer Berater von Ezra Pound). Ein Onkel brachte Zacher im Krieg Sonaten von Skrjabin aus Rußland mit, die er als Knabe auf dem Klavier spielte. Solange Zacher noch als Pianist konzertierte, also bis in die ...