* 1. Februar 1880
† 17. Mai 1955
von Joachim Noller
Essay
Die Manifeste. Drei futuristische Manifeste haben Pratella berühmt gemacht: 1910 und 1911 erschienen die ersten beiden als flugblattartige Sonderausgaben von Filippo Tommaso Marinettis Zeitschrift „Poesia“ (und diese Art der Veröffentlichung wurde vom Herausgeber und Mentor der futuristischen Bewegung auch als politisch-ästhetische Aktion verstanden). Das Manifesto dei musicisti futuristi [Manifest der futuristischen Musiker] trägt das Datum 11. Okt. 1910, das andere unter dem Titel La musica futurista. Manifesto tecnico [Die futuristische Musik. Technisches Manifest] ist auf den 11. März 1911 datiert. Wiederum ein Jahr später erschienen beim bologneser Musikverleger Bongiovanni (in einer Ausgabe, für die Umberto Boccioni den Umschlag gestaltete) die genannten Texte zusammen mit einem dritten Manifest – La distruzione della quadratura [Die Zerstörung der Quadratur] – sowie einer exemplarischen Komposition: Musica futurista per orchestra in einer Version für Klavier („riduzione per pianoforte“ sollte nicht nur mit Klavierauszug übersetzt werden). Während die Musik von Pratella bald in Vergessenheit geriet, wurden die Manifeste immer wieder abgedruckt und auch in andere Sprachen übersetzt. Bis heute repräsentieren sie – neben den spektakulären Intonarumori [Geräuschtönern] von Luigi Russolo – die futuristische Musik.
Das erste Manifest ist noch in einem sehr allgemeinen ...