Vladimir Vertlib, geboren am 2. 7. 1966 in Leningrad (heute St. Petersburg), stammt aus einer russisch-jüdischen Familie. 1971 emigrierte die Familie nach Israel. Nach etwa einem Jahr übersiedelte sie vorübergehend nach Österreich. Es folgten Aufenthalte in Italien, wieder in Wien, in den Niederlanden, ein zweites Mal in Israel, ein neuer Versuch in Italien, danach wiederum Zwischenstationen in Wien und in den USA. 1981 wurde die Familie aus den USA nach Österreich abgeschoben und ließ sich endgültig in Wien nieder. Seit 1986 ist Vertlib österreichischer Staatsbürger. Nach der Matura studierte er Volkswirtschaft (1984–1989) an der Universität Wien. Es folgten Zivildienst und Anstellungen als Statistiker in einer Versicherung und als Länderanalytiker in einer Bank. Seit 1993 ist er freiberuflicher Schriftsteller, Essayist und Literaturkritiker. Vertlib ist auch als Lektor am Institut für Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien tätig. Er lebt in Salzburg und Wien.
* 2. Juli 1966
von Elin Nesje Vestli
Essay
Im Werk von Vladimir Vertlib spielen Grenzerfahrungen eine konstitutive Rolle: „Meine schriftstellerische Heimat ist der Grenzbereich, die Gleichzeitigkeit und das Nebeneinander“, so formuliert er es in seinen Poetikvorlesungen. Mit dem Begriff „Grenzbereich“ weist er auf transitäre Erfahrungen hin, basierend auf der eigenen Biografie, in seiner Literatur jedoch ...