Gila Lustiger

Gila Lustiger, geboren am 27. 4. 1963 in Frankfurt am Main als Tochter des jüdischen Historikers Arno Lustiger, der die Shoah überlebte. Sie studierte Germanistik und Komparatistik an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Seit 1987 lebt sie als Autorin, Übersetzerin und Lektorin in Paris.

*  27. April 1963

von Anna Rauscher

Essay

Gila Lustigers Werk, das Romane, Essays, Kinder- und Jugendliteratur umfasst, zeigt sie wiederholt als Beobachterin gesellschaftlicher Prozesse und Phänomene. Der „Süddeutschen Zeitung“ gibt sie im Zusammenhang mit Antisemitismus in Europa zu Protokoll: „Mitgefühl ist eben eine ziemlich instabile Gefühlsregung (…). Es muss in Handeln umgesetzt werden, sonst verdorrt es. Wenn man den Eindruck bekommt, dass es nichts gibt, was man tun kann gegen Antisemitismus, gegen Frauenfeindlichkeit, gegen Homophobie …, fängt man an sich zu langweilen.“ Ihr Vater, so Lustiger, habe sie „gelehrt, dass Judentum auch bedeuten kann, sein Augenmerk auf den unliebsamen Rand der Gesellschaft zu richten, auf die sogenannten Anderen.“ (Lustiger, 2016)

Mit diesen Aussagen benennt sie zentrale thematische Komponenten ihres Schreibens: Ihre Werke, die mehrfach übersetzt wurden, beleuchten jüdische Identitäten, Antisemitismus, soziale Ungleichheit und die Situation der Marginalisierten im Frankreich und Europa der Gegenwart. Lustiger beschreibt das Verschweigen von Erinnerungen und Emotionen, beleuchtet das Verhältnis von Sprache ...