Gert Heidenreich, geboren am 30. 3. 1944 in Eberswalde bei Berlin, aufgewachsen in Darmstadt; nach dem Abitur Studium der Germanistik, Philosophie, Soziologie und Theaterwissenschaft in München; anschließend Engagement als Dramaturg; ab 1967 freier Journalist und Publizist, Kulturkritiker, Sprecher und Moderator beim Bayerischen Rundfunk. Mitbegründer des Münchner „Theater in der Kreide“ (TiK). Erste literarische Veröffentlichungen erschienen 1965 in Anthologien und Zeitschriften; Publikation von Essays; Herausgabe von Dokumentarbänden. Seit etwa 1980 Konzentration auf die schriftstellerische Arbeit. Heidenreich gehört seit 1987 dem Präsidium des PEN-Zentrums der Bundesrepublik an. Von 1991 bis 1995 war er Präsident des PEN-West. Er lebt als freier Schriftsteller in Inning am Ammersee.
* 30. März 1944
von Hans-Edwin Friedrich
Essay
In den siebziger Jahren verstand sich Gert Heidenreich vor allem als politisch und kulturkritisch engagierter Journalist. Er folgte dabei den von den Ereignissen um 1968 geprägten Vorstellungen seiner Generation; seine politischen Stellungnahmen basierten auf demokratischen Grundüberzeugungen. Die Angriffsziele seines Engagements waren faschistoide Traditionen der deutschen Geschichte, die er vor allem in der personellen Kontinuität in Politik und Wirtschaft nach 1945, in Übergriffen von Politikern auf mißliebige Schriftsteller und in Verbindungen zwischen Konservativismus und Rechtsradikalismus aufspürte. In den Ereignissen des Herbstes 1977 sah Heidenreich das Ende des Aufbruchs von 1968. In den ...