Nesti Nase
fr. albanischer Diplomat und PolitikerGeburtstag: | 13. April 1922 Korçë |
Todestag: | 1994 |
Nation: | Albanien |
Geburtstag: | 13. April 1922 Korçë |
Todestag: | 1994 |
Nation: | Albanien |
Internationales Biographisches Archiv 20/1983 vom
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 52/1994
Nesti Nase wurde 1922 im Korçë-Distrikt (im Südosten Albaniens; Grenze zu Griechenland) geboren.
Über Herkunft und Werdegang ist nur soviel bekannt, dass N. die gleiche Schule besuchte, an der der spätere Partei- und Staatschef Enver Hodscha (Hoxha) als Lehrer tätig gewesen ist. Von dieser Zeit her rühren persönliche Beziehungen zwischen beiden.
N.s lange diplomatische Karriere begann 1949, als N. Mitglied der albanischen Delegation bei Beratungen der UNESCO war. Anschließend ging er als Botschafter nach China, mit dem Albanien später engsten politischen Kontakt aufnahm. 1956 kehrte N. nach Tirana zurück und wurde Erster Stellvertreter des damaligen Außenministers Behar Shtylla.
Nach weiteren zwei Jahren übernahm N. den problematischen Posten des Botschafters in der UdSSR, nachdem Albanien ab 1956 in zunehmenden ideologischen und politischen Gegensatz zur Sowjetunion geraten war. Mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Staaten endete im Juli 1961 auch N.s Mission in Moskau.
Im gleichen Jahr wurde N. als Kandidatmitglied in das ZK der Partei der Arbeit Albaniens (KP) gewählt, war wieder als stellv. Außenminister tätig und ging im September 1963 erneut als Botschafter nach Peking. Damals erreichte der ideologische Konflikt zwischen der UdSSR und China seinen Höhepunkt, zugleich versuchte China den Ausfall der sowjetischen Experten in Albanien zu ersetzen. Erst später hatte sich auch das Verhältnis zu China verschlechtert.
Im März 1966 kehrte N. nach Tirana zurück und übernahm nun selbst die Leitung des Außenministeriums unter dem ab 1954 amtierenden Ministerpräsidenten Mehmet Shehu. N. hatte in den folgenden 15 Jahren die außenpolitische Linie Albaniens maßgeblich mitbestimmt und sein Name steht für die konsequente und bewusste außenpolitische Isolierung Albaniens, das geradezu eifersüchtig über die Abwehr äußerer Einflüsse wachte und deshalb u. a. auch keinen Tourismus ins Land ließ. In diesen Jahren reiste N. jeweils an der Spitze der albanischen UN-Delegation nach New York und zu den Höhepunkten seiner Karriere gehört sicherlich die Generalversammlung des Jahres 1971, als die VR China auf der Grundlage einer auch von Albanien maßgeblich gestützten Resolution als Mitglied in die UN aufgenommen wurde unter gleichzeitigem Ausschluss Taiwans aus UNO und Sicherheitsrat.
Ab Anfang der 80er Jahre war eine vorsichtige Öffnung der albanischen Politik nach außen zu beobachten, doch hatten die Bemühungen wenig erkennbare Erfolge zu verzeichnen gehabt. Diplomatische Beziehungen zu Staaten des Westens waren nicht zustandegekommen, auch nicht zur Bundesrepublik Deutschland. Im Bereich des Ostblocks (Albanien trat 1968 aus dem Warschauer Pakt aus) waren die Beziehungen wieder freundlicher geworden, doch belastete die Unruhe im albanischen Kosovo (Autonome Provinz Jugoslawiens) die Beziehungen zum jugoslawischen Nachbarn.
Mit Erreichen des 60. Lebensjahres schied N. Anfang Juli 1982 aus der Regierung aus und wurde auf seinem Posten durch seinen Stellvertreter Reis Malile ersetzt (einen bislang kaum bekannten Mann). Manche vermuteten, dass die albanische Führung es vielleicht für zweckmäßig hielt, N., der so eng persönlich mit der Politik außenpolitischer Isolierung verbunden war, durch ein neues Gesicht zu ersetzen. Ob N.s Ausscheiden eventuell auch mit seinem engen Kontakt zu Ministerpräsident Shehu zusammenhieng, der im Dezember 1981 durch einen in seinen Einzelheiten nicht bekannten Selbstmord endete, blieb Gegenstand von politischen Spekulationen, die aber neue Nahrung erhielten, als Shehu im November 1982 von Parteichef als "Spion und Verräter" beschimpft wurde, der sich der Verantwortung durch schimpflichen Selbstmord entzogen habe. 1983 hieß es N. sei zu 25 Jahren Zuchthaus verurteilt verurteilt worden.
N. starb 1994. Er war verheiratet mit Petrina, die nach 1982 Selbstmord beging. Sie hatten keine Kinder.