Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Corinna Blattmann
Stand: 01.06.2001
„Ich will einfach nur schreiben, was ich schreiben will.“ („Ein Hang zum Brühwürfel“, 1992) Diesen individuellen Anspruch auf Freiheit des Denkens und Schreibens hat Katja Lange-Müller mit vielen der nach 1950 in die DDR ‚Hineingeborenen‘ gemein, die in das Projekt Sozialismus entschieden weniger oder gar keine Hoffnung mehr investierten. „Die DDR wurde als Land erlebt, in das man eingesperrt war, aus dem man kaum ausreisen, allenfalls ausreißen konnte, ein stehendes Gewässer, mit dem man als Individuum nichts mehr zu tun hatte und von dem man auch nichts mehr erwartete“, schreibt Wolfgang Emmerich („Kleine Literaturgeschichte der DDR“, 1989). Das Gefühl, in der DDR vom Leben abgeschnitten zu sein und an der Entfaltung der eigenen Individualität gehindert zu werden, bewog Lange-Müller 1984, das Land zu verlassen. „Ick hab nischt jejen die da drüben jehabt. Ick hatte bloß det Jefühl, ick vejetier am Rande meines Horizonts. Det wir uns trennten, die DDR und ich, det beruhte auf beiderseitigem Interesse“, sagte die Autorin kurz nach ihrer Übersiedlung dem „stern“. Die Tochter der Politbüro-Kandidatin und ranghöchsten Funktionärin Ingeburg Lange hatte schon früh, aus Protest gegen das politische ...