Geburtstag: | |
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Nation: | Deutschland |
von Peter Bekes
Stand: 01.06.2006
Gerd Gaiser – ein großer Magier der Sprache oder ein literarischer Hochstapler „mit einem degoutanten Deutsch“? Wie kaum ein zweiter Schriftsteller der deutschen Nachkriegsliteratur ist der schwäbische Autor Gaiser ein Problem der deutschen Literaturkritik geworden. Der Kritiker Reich-Ranicki hat sein Werk nachgerade zum „Fall Gaiser“ stilisiert. Dieses Werk, das in den fünfziger Jahren auf seiten der Kritik fast euphorische Zustimmung fand, das so bewundert und gefeiert wurde, daß man den Autor geradewegs in die Phalanx der großen deutschen Romanciers, wie Thomas und Heinrich Mann, Döblin und Broch einreihen wollte, wurde zu Beginn der sechziger Jahre zunehmend skeptischer, ja ablehnend beurteilt. Das, was an den Büchern Gaisers ehemals gerühmt wurde, die ganzheitliche Schau auf das Immergleiche, der Zugriff auf den Mythos, die heroische Verklärung des Menschen – dies alles wurde suspekt, hielt strenger ideologiekritischer Prüfung plötzlich nicht mehr stand. Der Rückzug in den Mythos wurde als Flucht des Autors ins Geschichtslose, ja als Regression in den literarischen Blut-und-Boden-Kult dekuvriert, die ehemals gepriesenen Landschaftsschilderungen als billige Kompensation für die fehlende Auseinandersetzung mit konkreten gesellschaftspolitischen Problemen gesehen und das ...