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Hanns-Eberhard Schleyer

deutscher Jurist, Politiker und Verbandsfunktionär; CDU
Geburtstag: 1. November 1944 Prag (Tschechoslowakei)
Nation: Deutschland - Bundesrepublik

Internationales Biographisches Archiv 39/2009 vom 22. September 2009 (hy)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 05/2019


Blick in die Presse

Herkunft

Hanns-Eberhard Schleyer, kath., wurde am 1. Nov. 1944 als ältester von vier Söhnen von Hanns Martin Schleyer und dessen Ehefrau Waltrude Schleyer, geb. Ketterer († 2008), in Prag geboren. Nach der Flucht aus der Tschechoslowakei lebte die Familie zunächst in München, ab 1948 in Offenburg, dann ab 1949 in Baden-Baden und fand schließlich 1953 eine neue Heimat in Stuttgart. Sch.s Vater, Industriemanager und BDA/BDI-Präsident, wurde im Herbst 1977 von Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) ermordet. Die ebenso engagierte wie disziplinierte Art und Weise, in der Sch. damals versuchte, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, den Vater doch noch zu retten, fand großen Respekt in der Öffentlichkeit und bei Beobachtern.

Ausbildung

Ab 1954 besuchte Sch. in Stuttgart das humanistische Eberhard-Ludwig-Gymnasium. Nach dem Abitur 1964 studierte er an den Universitäten Heidelberg und München Rechtswissenschaften. Nach dem Ersten Juristischen Staatsexamen im Febr. 1969 volontierte er in einer New Yorker Anwaltskanzlei. Den juristischen Vorbereitungsdienst leistete er Anfang 1970 in Stuttgart, das Zweite Juristische Staatsexamen legte er im Frühjahr 1973 ab.

Wirken

1974 begann Sch. als Anwalt in der Stuttgarter Kanzlei Haver & Mailänder zu arbeiten, im Juni 1975 wurde er in die Sozietät aufgenommen. Politisch engagierte sich Sch. schon ab Anfang 1973 in der Jungen Union und als Mitglied der CDU.

Im April 1978 wagte Sch. den Sprung in die Politik und nahm ein Angebot des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel an, der ihn als Staatssekretär mit Kabinettsrang zum Bevollmächtigten des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund berief. Bei der Kabinettsumbildung im Juni 1981 übernahm Sch. die Leitung der Mainzer Staatskanzlei, weiterhin im Rang eines Staatssekretärs.

Nach dem Rücktritt des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Vogel im Dez. 1988 bat auch Sch. um Versetzung in den einstweiligen Ruhestand. Eine neue Aufgabe fand er im Amt des Generalsekretärs des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), in dem er Anfang 1990 Dr. Klaus-Joachim Kübler nachfolgte.

Probleme des deutsch-deutschen Einigungsprozesses und die Förderung von Handwerksbetrieben in den neuen Ländern prägten zunächst Sch.s Tätigkeit. So forderte er im Nov. 1990 eine konzeptionelle Neugestaltung der regionalen Wirtschaftsförderung. Als überfällig bezeichnete er im Frühjahr 1991 die Novellierung der Handwerksordnung, um den Herausforderungen des Europäischen Binnenmarktes und der Integration des ostdeutschen Handwerks gerecht zu werden. Im März 1994 zog Sch. eine erste positive Bilanz der Entwicklung des Handwerks in Ostdeutschland, das 1993 mit einem Beschäftigten-Anstieg um 19 % zum beschäftigungsintensivsten Wirtschaftsbereich geworden war und den "Aufschwung Ost" getragen habe.

Nachdem die Bundesregierung den sog. Spar- und Beschäftigungspakt verabschiedet hatte, sah Sch. im Nov. 1996 die Wirtschaft und das Handwerk zwar in einer gewissen Bringschuld, neue Arbeitsplätze zu schaffen, räumte diesem Vorhaben in Anbetracht der tiefen Konjunkturkrise jedoch kaum Chancen ein. Die von der neuen SPD/Grünen-Regierung nach der Bundestagswahl (27.9.1998) im Koalitionsvertrag vorgesehene Liberalisierung im Handwerk, u. a. die Möglichkeit einer Betriebsgründung ohne Meisterbrief, verstand Sch. als Kampfansage gegen den mittelständischen Wirtschaftsbereich. Diskussionen zwischen ZDH und Regierung löste als logische Folge im Nov. 2003 der konkrete Vorschlag des damaligen Bundesministers, Wolfgang Clement aus, in der Handwerksordnung zwei Drittel der 94 Handwerksberufe vom Meisterzwang zu entbinden. Sch., der in den Plänen der Regierung einen "Paradigmenwechsel in wirtschafts- und ausbildungspolitischer sowie in rechtlicher Hinsicht" sah (FAZ, 5.5.2003), legte einen Kompromiss vor, der lediglich die Befreiung eines Drittels der Berufe vorsah. 2004 verabschiedete der Bundestag schließlich eine Novellierung der Handwerksordnung, wonach von 94 meisterpflichtigen Handwerken lediglich 41 übrigblieben und 53 in die sog. Anlage B der zulassungsfreien Handwerke eingeordnet wurden.

Sch. wurde neben seinem Wirken für den ZDH auch auf europäischer Ebene für das Handwerk aktiv. In seinem Amt als Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschafts- und Steuerfragen der seit 1979 bestehenden European Association of Craft, Small and Medium-sized Enterprises (UEAPME) wurde er im Nov. 2003 bestätigt, dazu kam der Vorsitz des Haushaltsausschusses der UEAPME.

Als ausgewiesener Lobbyist des Handwerks wurde Sch. nie müde, sich auch zu politischen Themen zu äußern, die die Belange des Handwerks berühren. So forderte er u. a. angesichts der immer schwierigeren Vermittlung von Langzeitarbeitslosen und eines immer größer werdenden Anteils von schlecht qualifizierten Jugendlichen in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt eine nationale Bildungsoffensive (www.sueddeutsche.de; 24.4.2008). In manchen Betrieben drohe, so Sch., da bis zu einem Viertel der Schulabgänger keine Ausbildungsreife mehr mitbrächten, massive Nachwuchsprobleme, die existenzgefährdend werden könnten (www.wiwo.de; 5.7.2008).

Im Jahr 2009 waren es 962.000 Betriebe mit rd. 4,6 Mio. Beschäftigten, die vom ZDH mit Sch. an der Spitze vertreten wurden. Auf der am 12. März 2009 stattfindenden Vollversammlung des ZDH wurde Holger Schwannecke zum neuen Generalsekretär und Nachfolger von Sch. ab Jan. 2010 gewählt. Sch. gab bekannt, dass er nach seinem Ausscheiden als Generalsekretär aus Altersgründen beruflich aktiv bleiben und das Lobbying der internationalen Wirtschaftssozietät Wilmer Hale (mit über 1.000 Anwälte weltweit eine der führenden Anwaltssozietäten) in Berlin verstärken werde.

Oktober 2011: Hanns-Eberhard Schleyer wird Mitglied des Nationalen Normenkontrollrates.

28. Januar 2019: Harald Christ übernimmt mit seiner vor einem Jahr gegründeten Beratungsfirma Christ & Company das Berliner Beratungsunternehmen Consultum rückwirkend zum 1. Januar 2019. Dabei kündigt er an, Christ & Company durch weitere Übernahmen "zu einem mittelständischen Beratungsunternehmen mit dem ganzen Spektrum ausbauen" zu wollen. Zum Beirat von Consultum gehören u. a. Dieter StolteLars Göran Josefsson, Dirk Niebel, Hanns-Eberhard Schleyer und Fritz Vahrenholt

Familie

Sch. ist in zweiter Ehe verheiratet und Vater von insgesamt fünf Kindern.

Auszeichnungen

Auszeichnung: Ehrenpreis der Organisation "Weißer Ring" (78).

Mitgliedschaften

Amt: Kuratoriumsvorsitz Kinderhilfswerk Plan International Deutschland (seit 08).

1. Januar 2013: Bei der bundeseigenen KfW Bankengruppe wechselt turnusgemäß der Verwaltungsratsvorsitz von Philipp Rösler zu Wolfgang Schäuble. Rösler wird stellv. Verwaltungsratschef. Zudem kommen neu ins Gremium: Der Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) Holger Schwannecke (für Hanns-Eberhard Schleyer), der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages e.V. (DIHK) Martin Wansleben (für Hans Heinrich Driftmann), der Berliner Finanzsenator Ulrich Nußbaum (für Frank Horch) und der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering (für Karoline Linnert). Ferner gehören dem Gremium u. a. an: Ilse Aigner, Peter Altmaier, Anton Börner, Volker Bouffier, Frank Bsirske, Jens Bullerjahn, Georg Fahrenschon, Hubertus Heil, Jürgen Koppelin, Gesine Lötzsch, Michael Meister, Franz-Josef Möllenberg, Dirk Niebel, Peter Ramsauer, Joachim Rukwied, Nils Schmid, Andreas Schmitz, Markus Söder, Michael Sommer, Norbert Walter-Borjans und Guido Westerwelle.



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