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Nation: | Österreich |
von Volker Kaukoreit und Matthias Beilein
Stand: 15.09.2014
Robert Schindels jugendliche Lyrik-Versuche in den fünfziger Jahren rekurrierten auf Friedrich Schiller und Erich Kästner. Die Abgründe eines „lebensechten“ Humors empfand er bei Christian Morgenstern. De facto war er – wie es seine (frühen) biografischen Eckdaten nahe legen könnten – zu keiner Zeit kruder Partei- oder Agitationsliterat.
Jeder schlagwortartigen Zuordnung entzieht sich die erste große Prosa-Veröffentlichung Robert Schindels, „Kassandra“, die – zwischen November 1967 und Juli 1968 niedergeschrieben – mit Anmerkungen der „Hundsblume“-Mitglieder Gustav Ernst und Christof Šubik im Oktober 1970 erschien. Der Text widersetzt sich – so Gustav Ernst – „gängigen käuflichen Literaturprodukten“, aber auch einer viel gepriesenen Avantgarde des reinen ‚Sprachemachens‘. Das Ergebnis ist – zwar explizit als politisch und mit dem revolutionären Veränderungsimpetus der Zeit entworfen – in der Endsumme einigermaßen kryptisch.
Nicht zufällig erscheint die Gattungsbezeichnung in Klammern. Der gut 100 Seiten umfassende „(Roman)“ besteht aus zehn divergenten, nur teilweise direkt aufeinander bezogenen „Figuren“ und ihrer literarischen Nachbetrachtung in der „These 11: Miriam“. Autobiografische Bezüge zum Autor werden, verwoben mit Erinnerungen an traumatische Kindheitserlebnisse, besonders in der märchenhaften „Figur 3“ greifbar, des Weiteren z.B. in ...