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Nation: | Österreich |
von Rüdiger Wischenbart
Stand: 01.03.2008
„Nichts hat meine eigene literarische Arbeit bisher nachhaltiger ins Stocken gebracht, als diese Erkenntnis, einer Tradition anzugehören, der die Realität verlorengeht“, notierte Josef Haslinger 1989. Angesprochen ist jener literarische „kritische Realismus“, den in den siebziger und frühen achtziger Jahren politisch engagierte Autoren in Wien wie Helmut Zenker, Gernot Wolfgruber oder Michael Scharang den Avantgardismen der Wiener und der Grazer Gruppe entgegenhalten wollten. Im Dezember 1974 debütierte Haslinger in der „zeitschrift für brauchbare texte und bilder“ „wespennest“, die 1969 unter den politisch-programmatischen Vorzeichen der Studentenbewegung und in Opposition zu den Grazer „manuskripten“ von Helmut Zenker und Peter Henisch gegründet wurde. Drei Jahre später wurde er Mitherausgeber des „Wespennest“.
Seine ernüchterten Bemerkungen über das Scheitern der für ihn anfangs vorbildlichen Traditionslinie machte Haslinger – gerade erst 34 Jahre alt – nur zwei Jahre, nachdem ihm mit einem literarisch-politischen Essay über die „Politik der Gefühle“ (1987) in Österreich ein breiter Durchbruch gelungen war. Haslinger war nach seinem vierten Buch zumindest in Österreich als strenger Beobachter und Kommentator der moralischen Räume zwischen Literatur, Kultur und Politik anerkannt. Er galt am Ende der achtziger Jahre ...