Walter Braunfels
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Internationales Biographisches Archiv
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW
Walter Braunfels wurde 1882 in Frankfurt am Main geboren, wo er auch aufwuchs. Er stammte aus einer kunstsinnigen Familie: Sein Vater war der Jurist und Literaturwissenschaftler Ludwig Braunfels (1810-1885), der eine maßgebliche Übersetzung von Cervantes' "Don Quijote" herausgegeben hatte. Ludwig Braunfels war vom jüdischen Glauben seiner Eltern zum Protestantismus konvertiert, um Jura studieren zu können, und hatte in zweiter Ehe die 32 Jahre jüngere Helene Spohr, eine Großnichte des Komponisten
B. studierte zunächst Volkswirtschaft ab 1902 in Kiel, wandte sich dann aber der Musik zu und war Schüler der Pianisten James Kwast (Hochsches Konservatorium in Frankfurt) und Theodor Leschetizky (Wien), während er die theoretischen Grundlagen vor allem bei Ludwig Thuille und
Frühe PrägungIn München wurde B. musikalisch geprägt; als Korrepetitor nahm er z. B. 1903 an den Proben zur Erstaufführung von
Während des Ersten Weltkriegs wurde er eingezogen und kehrte verwundet zurück. Aufgrund der Kriegserlebnisse machte B. eine starke religiöse Erfahrung und trat 1918 zum Katholizismus über. Diese Hinwendung zum Glauben bestimmte später auch sein ganzes kompositorisches Schaffen.
Berufung zum Leiter der Kölner MusikhochschuleDer damals in Holzen im Isartal lebende Künstler wurde aufgrund seiner wachsenden Bekanntheit 1925 von Oberbürgermeister
Kompositionsstil und ThemenMit Courvoisier und
Ächtung durch das Naziregime und Rückzug1933 verboten die Nazis B.s Werke. In den 12 Jahren der Ächtung in Deutschland näherte sich B. immer mehr dem Mystisch-Religiösen. Neben kleineren Werken entstanden drei Opern ("Mariä Verkündigung" nach
Wirken nach dem Krieg Trotz seines Rückzugs aus dem öffentlichen Musikleben blieb B. immer schöpferisch tätig. Die Uraufführung der von ihm komponierten Tanzballade "Der Zauberlehrling", die er 1951/52 für das Fernsehen geschrieben hatte, erlebte B. noch Anfang 1954. Zu seinem 70. Geburtstag erfuhr B. viele Ehrungen: Das Orchester des Bayerischen Rundfunks spielte in München seine "Weihnachtskantate", in Köln wurde eine ganze Woche mit B.s Musik veranstaltet, an der das Gürzenichorchester, die Gesellschaft für neue Musik und der Rundfunk mit Veranstaltungen beteiligt waren, und in Überlingen fand ein großes Festkonzert statt.
Rezeptionsgeschichte seit 1990: Seit den späten 90er Jahren erfuhren B.s Werke wieder mehr Aufmerksamkeit; sowohl kritische Kommentare als auch Würdigungen erschienen in der Presse. Lange vergessene Kompositionen wurden entweder aus der Versenkung geholt und wiederaufgeführt oder erlebten sogar ihre späte Uraufführung: 1998 kam die Oper "Die Vögel" in Köln auf die Bühne, 2001 wurden die letzten zwei Opern B.s "Der Traum ein Leben" (1934-37 komponiert) und die Oper "Scenen aus dem Leben der heiligen Johanna", zu der B. selbst den Text nach den Gerichtsakten verfasst hatte, uraufgeführt. Letztere hinterließ als ein "religiöses Mysterienspiel" (FAS, 20.4.2008) in Stockholm einen "starken Eindruck" (FAZ, 5.10.2001) und wurde 2008 nochmals mit großem Erfolg an der Deutschen Oper Berlin aufgeführt; erstere changierte "zwischen Träumen und Wachen" und korrespondierte mit "der als unwirklich empfundenen inneren Emigration des Komponisten wie auch der Gebrochenheit des Spätromantikers in der Moderne" (FAZ, 16.6.2001). Lebhaften Beifall bewirkte auch die Wiederaufführung von B.s "Großer Messe" in Stuttgart, eines Werks, das, in der klassisch-romantischen Tradition geschrieben, aber erweitert "durch farbenreiche chromatische Passagen sowie alte Kirchentonarten", nach Meinung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ins Repertoire der größeren Konzerthäuser gehöre (22.4.2010). Vorerst die letzte Wiederentdeckung von B.s Kompositionen ereignete sich 2011 in Gera mit der Inszenierung des "Ulenspiegel", der 1910-1912 komponiert und 1913 in Stuttgart seine Uraufführung erlebt hatte. Für diese hoch gelobte Aufführung schuf B.s Enkel, der Architekt
B. heiratete 1909 Bertel von Hildebrand, die jüngste Tochter des Bildhauers Adolf von Hildebrand; sie war vorher mit Wilhelm Furtwängler verlobt gewesen und hatte Unterricht bei
Opern: "Falada" (1905), "Prinzessin Brambilla" (1906-08, neu bearb. 1929/30), "Ulenspiegel" (1910-12, UA 1913 Stuttgart, wieder aufgeführt 2011 in Gera), "Die Vögel" (1920), "Don Gil von den grünen Hosen" (1921-23), "Galathea" (1930), "Mariä Verkündigung" (1933-37), "Der Traum ein Leben" (1934-37, UA 01 in Regensburg), "Scenen aus dem Leben der heiligen Johanna" (1939-43, UA 2001 in Stockholm).
Orchesterwerke, Chorwerke u. a.: "Hexensabbat" für Klavier und Orchester (1906), "Was ihr wollt" op. 11 (1909), "Offenbarung Johannis" für Tenor, Doppelchor und großes Orchester op. 17 (1909), "Macbeth" op. 14 (1909), "Ariels Gesang" für kleines Orchester op. 18 (1910), "Serenade" für kleines Orchester Es-Dur op. 20 (1910), "Konzert für Orchester und Klavier A-Dur" op. 21 (1911), "Carnevals-Ouvertüre" op. 22 (1911), "Phantastische Erscheinungen eines Themas von Hector Berlioz" (1914-17), "Te Deum" für Sopran, Tenor, gemischten Chor, großes Orchester und Orgel op. 32 (1920-21), "Don-Juan-Variationen" op. 34 (1922-24), "Präludium und Fuge" op. 36 (1922-25), "Große Messe" op. 37 (1923-26), "Konzert für Orgel, Streicher, Blechbläser und Knabenchor" op. 38 (1927), "Der gläserne Berg" op. 39 (1928), "Schottische Phantasie" für Viola und Orchester op. 47 (1933) "Weihnachtskantate" op. 52 (1934-37), "Konzertstück für Klavier und Orchester cis-moll" op. 64 (1946), "Sinfonia Brevis" f-moll op. 69 (1948), "Hebridentänze" für Klavier und Orchester op. 70 (1951), "Der Zauberlehrling". Tanzballade für das Fernsehen (1951/52).
Kammermusik: Streichquartette Nr. 1 a-moll op. 60, Nr. 2 F-Dur op. 61, Nr. 3 e-moll op. 67 (1944-47), Streichquintett fis-moll op. 63 (45).
18. Dezember 2011: Premiere des Münchner Rundfunkorchesters mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von
Literatur: Franz Xaver Ohnesorg (Hrsg.): "Zeitlos unzeitgemäss" – der Komponist Walter Braunfels: 1882-1954. Ausstellungskatalog der KölnMusik in der Kölner Philharmonie, 4.3. - 20.4.1992, s. u. www.walterbraunfels.de
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